Bäh. Fies.

In Myanmar zu Gast in einem Privathaus

In Myanmar zu Gast in einem Privathaus

Warum ich niemals eine mehrtägige alpine Wanderung durchstehe, obwohl ich mir das immer ganz traumhaft vorstelle? Es liegt an der Unterkunft, den Hütten. Berghütten sind vorbildlich geführt, da steckt unglaublich viel Arbeit drin und ich weiss, dass alle ihr Bestes geben. Bloss, ja, wie soll ich's sagen, Massenlager ist nix für mich. Duschen ohne Wasser auch nicht so, fremde Geräusche und Ausdünstungen noch viel weniger. Wenn ich mir vorstelle, wie ich mich schlaflos neben Zufallsbekanntschaften wälze, am nächsten Morgen geschunden und kaputt ein feuchtes Sandwich runter würge um dann nach ein paar Stunden strammen Gehens schlapp zu machen, vergeht mir die ganze Freude an den Bergen und der imposanten Landschaft. Ich hätte auch Angst, anderen das Erlebnis zu ruinieren und das wäre mir so was von peinlich. Mit den gleichen Gedanken schlage ich mich auf einem Campingplatz rum. Campen ja - Platz nein.

Unterwegs ohne TÜV

Unterwegs ohne TÜV

Wir haben ein unvergessen fröhliches Miteinander zu einem runden Geburtstag erlebt; selten ging es mir in einer Gruppe von zusammen gewürfelten Menschen so gut. Jeder nach seiner Facon und alle einig was den Anlass und die gemeinsamen Momente betraf. Aber wieso schaffe ich es, nach gerade mal 2 Tagen drei Waschmaschinen voll zu stopfen? Alles war gefühlt klamm und schmuddelig, roch nicht nach mir und musste sich der Behandlung mit Persil unterziehen. Indem wir in einem nahe gelegenen Hotel Frühstück gebucht hatten, umging ich die morgendliche Toilette auf dem Platz.

Aufgetischt

Aufgetischt

Da war's nämlich bäh und fies. Vor allem die Klos. Ein Anblick, der mich schon vor dem ersten Kaffee aus den Latschen haut. Auch hier gaben sich die Betreiber alle Mühe aber es müssen sich wohl überall ein paar Schweine herumtreiben. Wobei ich dem Schwein hier nicht zu nahe treten will! Der Anblick von trocknender Wäsche deren Zustand nicht immer astrein ist, brüllende Kindern und kläffende Hunde, die womöglich ihr Geschäft mal eben in's Gras setzen, das ständige Ausgestelltsein, Essensreste in der Spüle - ich geb's zu, das alles nervt mich. Vielleicht liegt es daran, dass wir keinen Camper besitzen und unsere Möglichkeiten in einem Bulli beschränkt sind? Wir schlafen übrigens hervorragend darin, daran liegt es nicht.

Und wieso haben mir die prekären Verhältnisse auf meinen wirklich abenteuerlichen Reisen in Myanmar und Nordostindien nichts ausgemacht? Kakerlaken in der Dusche, körperliche Bedürfnisse in freier Natur, Zähne putzen auf der Strasse, eiskalte Schlafstätte im Kloster - alles kein Problem. Es ist nicht das Draussen in der Wildnis, es sind die Zweibeiner, die eine andere Auffassung von Hygiene, Kinderstube und Privatsphäre besitzen. Da klaffen die Vorstellungen auseinander und ich tue mich schwer mit der Überbrückung. Nichtsdestotrotz - wir bleiben dran an der Auszeit in ungezwungener Atmosphäre, reduziert auf das Wesentliche, mit romantischem Ausblick am Morgen auf Berge, Fluss, See oder Meer. Mit dem unwiderstehlichen Geruch von Grill- und Lagerfeuer, dem Sternegucken und dem kuschligen Bullibett. Antibrumm nicht vergessen, Sonnenhut, Sonnencrème, Abfallsack, Adapter, Badesachen, Badelatschen, ausreichend Handtücher, Warmes für kühle Abende, Hundefutter, Hundesäckchen, Leine... und vor allem Campingstühle! Denn wo zum Teufel soll ich sonst den ganzen Tag rumsitzen?

Mein Bett im Kloster

Mein Bett im Kloster

Marita