Heisse Kartoffel

Irgendwo, in den Weiten des Internet, bin ich über einen Artikel zu Daniel, dem Schwedenprinzen und Ehemann von Viktoria, gestossen. Der Mann hat vor etwa 10 Jahren eine Niere transplantiert bekommen und sich mit seinen damaligen Ärzten zu einer Reportage über Organspende im Krankenhaus getroffen. Dabei ist er wohl sehr emotional geworden. Ich kann ihn gut verstehen; ohne die Transplantation wäre er heute wahrscheinlich nicht mehr am leben. Ich selber habe während meiner beiden Schwangerschaften zweimal zwei Monate im Krankenhaus verbracht, während der letzten an Schläuchen und Katheter. Seitdem bin ich Organspenderin und besitze eine Patientenverfügung über deren Inhalt mein Partner und meine Töchter Bescheid wissen. Als ehemalige Führungskraft in einer Bank versuchte ich vor Jahren das Thema präsent zu machen, wollte zur Auseinandersetzung anregen. Aiaiai! Gaaanz heisse Kartoffel!

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Dennoch, ich bleibe dran; meine Fingerkuppen sind gar nicht so Hitze empfindlich. Ich musste miterleben, wie eine Mutter ihren 15-jährigen Sohn bei einem Motorradunfall verloren hat. Gut italienisch katholisch haben sie und ihr Mann "trotzdem" entschieden, mit seinen gesunden Organen anderen Kindern zu helfen. Eine grossartige Entscheidung, die sie nie bereut haben. Dank der Vermittlerorganisation und den Betroffenen wurde später ein Kontakt zwischen Spendern und Empfänger hergestellt - ein unglaublich berührendes Erlebnis, welches den Menschen viel gegeben hat. Zu wissen, dieser Tod hat Leben geschenkt - eine Bereicherung anderer Dimension. Für mich ist es nicht nachvollziehbar warum gerade Christen sich der Angelegenheit mit Argumenten wie Fegefeuer und Hölle und ich will "ganz bleiben" , entziehen. Sorry, aber seid Ihr bei Euch? Wollt Ihr mir ernsthaft erzählen, dass Ihr immer noch an das Märchen von der jenseitigen Welt in Himmel und Hölle glaubt? Braucht Ihr tatsächlich die katholischen Dogmen um im Gespräch mit Gott zu bleiben? Könnt Ihr Euch wirklich vorstellen, dass eine höhere Instanz ständig auf der Lauer liegt und beobachtet was Ihr tut? Um Euch dann, als zerfallener Körper, den Prozess zu machen? Habt Ihr Euch mal überlegt, wie mächtig destruktiv das Konzept von Schuld und Sühne ist? Von den Abgründen aller monotheistischen Religionen ganz zu Schweigen? Was bringen der Welt die 10 Gebote, wenn wir sie nicht leben indem wir im Hier und Jetzt Gutes tun? Nur mal so nebenbei: bei Flüchtlingen, Langzeitarbeitlosen und AnderSeienden ist es Sense mit der Nächstenliebe! Rettet wenigstens Eure Mitmenschen und werdet Organspender!

Marita