Knock-out
Die Nacht hört nicht auf, schwül und erdrückend liegt sie auf mir wie eine feuchte vergammelte Decke, Fäulnis in der Nase. Die Träume sind so intensiv, lebensecht und unmittelbar, dass ich wie ein Schwerstarbeiter unter Tage daraus erwache, flach atmend, mit grossen Augen, in denen sich Angst und Erstarrung spiegeln. Aufstehen und gehen sind anstrengend, denn die Erde scheint mir ein Boot im Sturm und breitbeinig wie ein alternder Matrose ringe ich mich von Wand zu Wand. Im Kopf ist Schreien. Wie eine Glaskugel kurz vor dem Urknall blitzt und donnert es, will heraus, sich mit dem Himmel auflösen, davon fliessen. In mir zittert und flattert es, es steigt unerbittlich hoch, will mit elementarer Gewalt an die Oberfläche aber eingeschlossen bin ich im Gefängnis meiner eigenen Seele. Der Schmerz wird unerträglich, hilflos bin ich ihm ausgeliefert, kann nicht mehr dagegen ankämpfen, kann ihn nicht zerreissen sondern muss mich ihm hingeben, still weinend, verzweifelt. Ganz klein bin ich jetzt, ohne Erwartung, ohne Hoffnung, ohne ein Blinzeln nach Licht. Muss mich hinein gleiten lassen in das Leiden, erschöpft, mit Gliedern, die mich hinunter ziehen, ausgeliefert. Ich kralle meinen Blick in das Grün der Balkonpflanze, hypnotisiere die zarte Blüte während meine Hände den gebeutelten Körper am Sims abstützen. Ich warte. Mach, dass es aufhört, mach, dass ich wieder Herr meines Seins bin.