Im Glas

Wenn das Hirn etwas vernebelt und die ganzen blöden Schranken fallen, die das Untereinander und Miteinander regeln, wird's interessant. Ich meine nicht das ungebremste, unflätige, saumässige Gegröle, mit welchem sich manche Mitbürger das Wochenende erträglich gestalten. Ich meine das gepflegte Beisammensein bei dem ein anständiger Wein kredenzt wird, welcher die Hirntätigkeit, den Zungen- und den inneren Flügelschlag begünstigt, ihm Ausdruck und Tiefe verleiht. Der Juni hat heute Einzug gehalten, mit einem Prachtstag, einem lauen Abend und mit melanzane grigliate e vino bianco. Interessante Gespräche, Philosophieren und Diskutieren zwischen einem Schluck Ambrosia und einem Häppchen machen den Abend zu einem dieser seltenen Gelegenheiten, bei denen alles stimmig ist. Die Menschen, das Wetter, das Angebot auf dem Tisch. Egal, ob Erich Fromm oder ein Hundeleben das Thema sind. Menschen zu treffen, mit denen solche Gespräche erlebbar sind, sind ein Segen. Eins sein mit dem Jetzt, dem Denken und Reden, ganz bei sich und mittendrin, im Geben und Nehmen. Ich fühle mich reich beschenkt, voller Elan, Debattierlust und ungefilterten Gefühlen. Just in diesen Momenten denke ich, JA. Leben ist so überraschend, einzigartig, himmlisch. Es schüttelt mir die Seele und lässt mich jubilieren. Ein Tag wie eine Perle.

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Marita